Massen in Bewegung - Heute und vor 2000 Jahren
Aktueller könnte eine Lesung gar nicht sein. Der Historiker und Literaturwissenschaftler Karl-Heinz Göttert mustert in seinem neuen Werk „Massen in Bewegung – Über Menschenzüge“ die Geschichte der gemeinschaftlichen Menschenzüge. Und genau solch bewegte Massen erleben wir derzeit überall mit den großen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus. Alleine in Mannheim waren rund 20.000 Menschen auf den Beinen.
In seinem Buch geht Göttert bis in die Antike zurück und entdeckt Demonstrationen und Festzüge, Prozessionen und Triumphzüge. In allen Epochen marschierten, paradierten und demonstrierten Menschen für ihren Glauben, ihre Meinungen, Haltungen und Wünsche – mit und ohne Erfolg. Der Autor erkennt in all diesen Aktionen eine menschliche Ausdrucksform, eine Meinungsäußerung der Massen mit ihren vielen Beinen. So stellt er sie auf eine Ebene mit dem Auftritt des Redners, der seine Meinung mit vielen Worten ausdrückt.
Göttert teilt die verschiedenen Massenbewegungen in drei große Abschnitte ein: Von „Aufbrüchen“ in der Antike über die „Sakralgemeinschaft“ von Mittelalter und Neuzeit bis zu den Prozessen der „Nationenbildung“ in der Moderne. Beinahe nebenbei zeichnet Göttert so auch einen Streifzug durch unsere Kulturgeschichte. Beeindruckend ist die Vielfalt der Quellen, aus denen er schöpft und die er zu einem lebendigen und flüssig zu lesenden Gesamtwerk zusammenführt.
Erwähnt werden soll, dass bei aller Konzentration auf die drei großen Bereiche zahlreiche andere Formen des gemeinsamen Gehens und Bewegens nicht übersehen werden: so bezieht das Kapitel der Nationenbildung auch Arbeiterdemonstrationen und Kulturkampf ein. Und wie es bei einem in Köln lehrenden Wissenschaftler natürlich nicht anders sein kann, darf auch der Karneval mit seinem großen Umzug nicht fehlen.
Das LeseZeichen freut sich auf ein Wiedersehen mit Karl-Heinz Göttert, der uns vor zwei Jahren bereits mit auf eine literarische Rheinreise nahm.
Mittwoch, 7. Februar, 2024, 18.00 Uhr, MARCHIVUM Mannheim
Der Eintritt ist frei – Anmeldung ist nicht erforderlich
Die Veranstaltung wird über die Homepage des MARCHIVUMs auch live gestreamt. Anschließend kann sie noch 14 Tage auf dieser Seite abgerufen werden. So können auch jene teilnehmen, die am 7. Februar nicht ins MARCHIVUM kommen können.