Mit seinem Roman „So, jetzt kommst Du“, in dessen Mittelpunkt ein Hochstapler aus der pfälzischen Provinz steht, erzielte Arno Frank einige Aufmerksamkeit. Auch sein neuer Roman, der im Februar 2025 erschien, spielt wieder in der Provinz, genauer gesagt, in der Kleinstadt Ginsterburg. Frank führt uns in die Jahre nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Plastisch schildert er, wie unterschiedlich die Menschen auf die neuen Gegebenheiten reagieren. Manche versuchen Abstand zu halten, andere wiederum suchen ihre Chance unter den veränderten Verhältnissen. Die Risse gehen bis in die Familien hinein. Während Lothar hofft, in der neuen Zeit seinen Traum vom Fliegen zu realisieren, steht seine Mutter der neuen Ordnung skeptisch gegenüber. Und dann verändert der Ausbruch des 2. Weltkriegs die Verhältnisse nochmals.

Arno Frank hat einen beeindruckenden und gleichzeitig bedrückenden Roman vorgelegt. Beeindruckend, weil es ihm gelingt, das Kleinstadtleben in der Zeit des 3. Reichs und des 2. Weltkriegs facettenreich zu schildern. Bedrückend, weil die vielfältigen Verführungen und menschlichen Abgründe dieser Zeit anhand von Einzelschicksalen deutlich herausgearbeitet werden. An manchen Stellen kann man nur mit Erschrecken registrieren, zu welchen Dingen sich Menschen hinreissen lassen, wenn sie meinen, es werde von ihnen erwartet. Oder noch schlimmer: wenn sie sich einen Vorteil erhoffen.

Donnerstag, 10. Juli 2025, 18.00 Uhr, Alte Sternwarte, A 4,6 Mannheim